AUGSBURG – Elvis lebt, und die Mondlandung wurde im Studio gedreht? Verschwörungstheorien wie diesen hängen nach Einschätzung des Bistums Augsburg immer mehr Menschen an. Der diözesane Fachbereich für Religions- und Weltanschauungsfragen setzt daher nun auf „Fake News“-Prävention in Schulen. Wie das funktioniert, sagt die zuständige Leiterin Klaudia Hartmann im Interview. Außerdem erklärt die Sektenbeauftragte, wie man mit Anhängern kruder Thesen umgehen sollte, und wann sie gefährlich werden.
Frau Hartmann, sind Sie eine Außerirdische?
Nein, eine Reptiloidin! Doch Spaß beiseite: Dass manche Personen, vor allem Prominente, von einem fernen Stern stammen oder ominöse Mischwesen sind, die die Menschheit heimlich steuern, indem sie menschliche Gestalt annehmen, das glauben in der Tat immer mehr Leute. So wie Verschwörungstheorien überhaupt immer größere Verbreitung finden.
Woran liegt das?
Verschwörungstheorien gab es immer. Dank des Internets verbreiten sich solche Aussagen heute aber so schnell wie nie zuvor. Dass mehr und mehr Personen darauf ansprechen, liegt wohl auch daran, dass die Welt zunehmend komplexer erscheint. Verschwörungstheorien liefern einfache Erklärungen und geben Halt wegen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Sie bieten oft auch einen Sündenbock für Missstände, der als Unmuts-Adressat herhalten kann. Zudem versichern sich Verschwörungstheoretiker eines angeblich exklusiven Wissens – das steigert ihr Selbstwertgefühl.
Wie sollte man mit solchen Menschen umgehen?
Man sollte mit ihnen Kontakt halten und sich ihre Positionen erklären lassen, sie also ernst nehmen. Kampfbegriffe wie „Spinner“ oder „sektiererisch“ sind unangebracht. Um Thesen und Meinungen hinterfragen zu können, ist es natürlich nötig, selbst gut informiert zu sein und einen eigenen Standpunkt zu haben. Einen verfestigten Verschwörungstheoretiker aus seinem Überzeugungskonstrukt herauszuholen, ist allerdings schwierig bis unmöglich. Daher setzen wir verstärkt auf Präventionsarbeit, damit Menschen erst gar nicht in destruktive Gruppen hineingeraten und gegebenenfalls gefährlich werden.
Inwiefern gefährlich?
Beispiel „Chemtrails“: Manche Leute glauben, Kondensstreifen am Himmel seien Giftwolken, in denen Chemikalien steckten, um die Bevölkerung zu reduzieren oder die Menschen krank zu machen. Solche Personen haben schon versucht, Flugzeuge mit Laser-Attacken zum Absturz zu bringen.